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Erdgas für Österreich
Der 1. Juni 1968 ist für die österreichische Energiewirtschaft ein historisches Datum. An diesem Tag hat die heutige OMV als erste Gesellschaft in Westeuropa mit der UdSSR einen Vertrag über den Ankauf von sowjetischem Erdgas abgeschlossen. Vereinbart wurde eine Liefermenge von 1,5 Milliarden Kubikmeter jährlich auf die Dauer von 23 Jahren. Natürlich blieb Kritik nicht aus, aber in der Folge hat sich der Abschluss dieses Erdgasimportvertrages schon sehr bald als richtungsweisend herausgestellt und wurde zum Vorbild für eine ganze Reihe ähnlicher Verträge mit westeuropäischen Gasgesellschaften.
Die damals getroffenen Vereinbarungen werden – nach dem Fall des Eisernen Vorhangs – auch von der heutigen Russischen Föderation exakt eingehalten. Es hat sich somit bestätigt, dass die Russische Föderation, wie die frühere UdSSR, ein verlässlicher Vertragspartner ist. Und dies unabhängig von geopolitischen Veränderungen. Bis heute fliesen auch die über Nordstream 1 vereinbarten Gasmengen nach Europa, während das Nordstream 2-Projekt derzeit auf Eis gelegt worden ist. Dies hat für die Gasversorgung in Europa keine besondere Bedeutung, da diese Pipeline als Ersatz für die durch die Ukraine führende Gasleitung gedacht ist.
Die aufgrund der dramatischen Entwicklung in der Ukraine erhobene Forderung von verschiedenen Seiten, bis auf weiteres kein Erdgas mehr aus Russland zu beziehen, da mit dem Erlös die Russische Föderation die Kampfhandlungen in der Ukraine finanziere, ist weit hergeholt. Erstens gibt es in den Lieferverträgen für die Russische Föderation keine Zweckbindung der Einnahmen. Genau genommen, haben die Erträge aus dem Gasgeschäft auch die Kampfhandlungen in Syrien und Afghanistan finanziert. Da hat Europa – wahrscheinlich aufgrund der geografischen Distanz zu diesen Krisengebieten – geflissentlich weggeschaut, obwohl auch dort viele Menschenschicksale zu beklagen waren und noch immer sind.