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Die Macht der kleinen Gerichte
Im Jahr 1983 verdüsterten dunkle Wolken den Unternehmenshimmel über der US-Mineralölbranche. Aus Houston im Bundesstaat Texas wurde bekannt, dass vor dem dortigen Bezirksgericht gegen den damals weltweit viertgrößten Mineralölkonzern Texaco Inc. ein Verfahren lief, in dem es um die angeblich unlautere Übernahme der Getty Oil ging. Texaco hätte nämlich Getty Oil zu einem Vertragsbruch veranlasst, nachdem sie das Angebot einer anderen Mineralölgesellschaft, der Pennzoil Inc. überboten hatte. Was sich zunächst wie eine amerikanische Provinzposse ausnahm, manifestierte sich im Dezember 1984 zum Entsetzen der besten Anwälte, die Texaco bei dem Verfahren vertraten, als spektakuläres Urteil. Demzufolge hätte Texaco Inc. 11,1 Milliarden US-Dollar an Schadenersatz und Bußgeld zu zahlen.
Nach zähen Verhandlungen, das Urteil konnte aus prozessrechtlichen Gründen nicht gleich vollstreckt werden, einigten sich die beiden Ölkonzerne auf eine Vergleichszahlung von drei Milliarden US-Dollar. Da auch ein Weltkonzern wie Texaco diesen Betrag einfach nicht flüssig hatte, mussten große Bestandteile verkauft werden. Das größte Asset war die Deutsche Texaco, bis dahin das führende deutsche Tankstellenunternehmen. Die Übernahme von Texaco erfolgte durch das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk RWE, das heute neben EnBW, E.ON und Vattenfall einer der großen Stromkonzerne in Deutschland ist.